… mache ich, mit Kaffee und mit Schokolade bzw. gutem Essen an sich und frischer Luft (dank Hund). Nein, ich habe kein eigenes Café oder bin als Therapeutin für das Wohl anderer Menschen zuständig; ich denke mir Geschichten aus, die über mehrere Medien hinweg erzählt und (oft interaktiv) erlebt werden, als Kunst an sich, aber auch, um andere Dinge damit noch interessanter zu machen. Cappucchino, Kochen, Musik und Spaziergänge mit Hund sind einfach meine Arbeitsvoraussetzungen: dann klappts am besten mit dem „Storytelling“. Neben dem Lesen, Spielen, Gucken, Ausprobieren und ganz viel Kommunizieren, aber das ist vermutlich selbstverständlich.
Teamwork
Diese Geschichten überlege ich mir zum einen im Verbund mit Simone Veenstra für unseren Verlag Das wilde Dutzend und zum anderen gemeinsam mit Patrick Möller als imaginary friends für ganz unterschiedliche Unternehmen aus der Medien- und Gamesbranche bis hin zum Jugendherbergsverband oder sozialen Organisationen. Eigentlich ganz einfach, oder? Aber was kommt denn dabei raus?
Als Wibke zur Blogparade zum Thema neue Berufsbilder aufrief, war klar, dass das genau der richtige Anlass ist, um davon zu erzählen, wie sich Geschichtenerzählen und Marketing unter einen Hut bringen lässt – und wie könnte das besser gehen, als mit dem (wenn auch schon etwas älteren) „What your friends think I do“ Mem…
Das wilde Dutzend und imaginary friends
So heißen die beiden Unternehmen, unter deren Dach ich meine Geschichten und Ideen sammle. Weil das gleich zwei Firmen sind denkt meine Mutter vermutlich auch, dass ich viel zu viel mache – aber Ideen haben nützen halt nur was, wenn man sie auch umsetzt und viel Ideen zu haben macht einfach Spaß…
Geschichten zu erzählen in Form von Büchern, wie wir das im Verlag machen, das ist irgendwie noch ganz einfach zu verstehen. Beim wilden Dutzend sind die Bücher aber nur eines der Medien, mit denen wir Geschichten erzählen. Jedes Buch ist miteinander verbunden durch eine noch größere Geschichte: es ist eingebettet in ein Geschichtsuniversum, das sich um die Hintergründe des Verlages dreht. Das wilde Dutzend ist nämlich auch eine bereits seit Jahrhunderten existierende Geheimgesellschaft, die ein großes Archiv in Vergessenheit geratener oder bislang unbekannter AutorInnen und KünstlerInnen aufgebaut hat. Mithilfe dieses Archivs – zu dem wir als Verlegerinnen leider auch keinen direkten Zugang haben – und der literarischen Detektivin Adele und ihrem Salon werden wir in den nächsten Jahren einige Rätsel und Geheimnisse der Kulturgeschichte aufdecken, frei nach dem Motto: was wäre eigentlich wenn…? Wem das alles zuviel ist: jedes Buch ist auch einfach nur ein Buch. (Wenn Bücher überhaupt einfach nur Bücher sein können)
Buzzword Transmedia
Beim Verlag praktizieren wir Transmedia Storytelling, wir erzählen also Geschichten über mehrere Medien hinweg, wobei jedes Medium für sich alleine verständlich ist, zusammen ergeben sie aber ein größeres Ganzes (so die freie Interpretation von Henry Jenkins Definition des Begriffs). In der Praxis sieht das so aus, dass in den Büchern Tore zu anderen Medien gelegt werden: Links zu Webseiten, die wiederum zu Social Media Netzwerken führen und darüber findet man Eingang zu besonderen Events, in denen z.B. gemeinsam erzählt und gespielt wird (Adeles Salon, Grimms Dinner, usw.).
Gerade in den letzten beiden Jahren war Transmedia auf einmal das neue Ding, und alle nannten sich plötzlich „was mit Transmedia“. Oder auch mit Crossmedia. Dieser Boom ist inzwischen am Abflauen, denn trotz der voranschreitenden Medienkonvergenz ist es immer noch schwierig, passende Geschäftsmodelle zu entwickeln. 2013 reden nun alle vom Content Marketing (und meinen irgendwie immer noch Geschichten erzählen) und Big Data ist ein weiteres heißes Ding: die Trendnasen sind also weiter gezogen, jetzt geht es wieder um die Inhalte, und nicht mehr jeder Fuzzi nennt sich „Transmedia blablabla“.
Storytelling
Die Inhalte, um die sich bei mir alles dreht, sind Geschichten. Mit der Story versuche ich, Menschen so zu packen (Hook), dass sie über mehrere Medien hinweg daran teilhaben wollen, in der Storywelt versinken (Immersion), und schließlich sogar selbst aktiv werden (Action). Damit das funktioniert, braucht es natürlich eine gute Geschichte, aber auch spielerische Mechanismen, die es ermöglichen, sich leicht einzubringen und die dazu motivieren, dranzubleiben. Außerdem geht es darum, die Stories auch bekanntzumachen, es geht um Austauch mit Communities und auch um Authentizität.
Hinter den Kulissen
Meine Arbeitstage sind daher sehr abwechslungsreich – schließlich schreibe und recherchiere ich nicht nur, ich überlege mir auch, wie ich damit am besten Leute erreiche. Dazu besuche ich Branchentreffen, Conventions, halte Vorträge (wie beim Twittwoch RheinMain auf der Frankfurter Buchmesse 2012, Foto: J. Graff), gebe Workshops oder bilde mit anderen ThinkTanks (die Highflyers bei ihrem Treffen in Berlin für die StoryDrive 2011, Foto: A.Wichmann), male Infografiken und Zusammenhänge (bei paux, Foto: M.Dreusicke) und manchmal schreibe bzw. konzipiere ich auch ganz in Ruhe… (Ruhe vor dem Sturm = Veranstaltung vom wilden Dutzend, Foto: S.Veenstra oder A. Albrecht). Und natürlich gehört dazu auch das Bloggen, so wie jetzt hier endlich auf eigener Domain 🙂 Dieser Beitrag ist für meinen Blog übrigens auch ein kleiner Neustart: bislang waren wir auf Posterous zuhause, jetzt ist es doch wieder wordpress geworden und das sogar unter eigenem Namen. Die Ausrichtung wird sich aber dadurch nicht groß ändern, vielleicht wird es noch mehr um die Sachen gehen, die ich lese, ausprobiere, höre und sehe, um den Kopf wieder aufzufüllen. Wie gerade z.B. Sandman (endlich komplett), Doctor Who, Firefly, Hitchcock, die Daziel&Pascoe-Reihe und diesen Bücherstapel hier neben mir…