Ende November (2013) drückte mir Simone einen schwarzen Umschlag in die Hand. Besorgt fragte sie mich, ob irgendjemand gestorben sei. Und obwohl ich es eigentlich hätte wissen müssen, riss ich den Brief nervös auf – und war erleichtert. Eine Deathbook-Visitenkarte flatterte heraus. Ja, es war jemand gestorben. Aber zum Glück nur eine Romanfigur. Oder?

Deathbook – das Konzept

Das Deathbook ist eine 10teilige Buchserie von Andreas Winkelmann, die 2013 beim Rowohlt Verlag veröffentlicht wurde. Von Anfang an wurde das Buch als transmediales Projekt konzipiert (der Autor arbeitete bereits bei früheren Büchern mit einem Regisseur zusammen), inhaltlich verschwimmen Fiktion und Realität. Hauptfigur bzw. Erzähler des Buches ist Andreas Winkelmann selbst. Er berichtet im ersten Teil (kostenloser Download) vom fragwürdigen Selbstmord seiner Nichte, dem er nachgeht und dabei Hinweise auf einen Mörder findet, der seine Opfer rundum beobachtet, bis er sie irgendwann entführt und umbringt. (Eine Rezension mit ausführlicherer Inhaltsangabe z.B. bei literra)

Die Medienarchitektur des Deathbook:

 

  • das FB-Profil von Anima Moribunda, unserem Mörder
  • die 10 Teile des eBooks inklusive der Audio- und Videoelemente

Recht gut nachvollziehen lassen sich die einzelnen Schritte im Blog des ARG Stammtischs.

Über das Deathbook – die Spielerfahrung

Die Spielerfahrung und wie sich während der Veröffentlichungsphase (jede Woche eine neue Folge) ausgetauscht wurde, erfährt man im Forum des ARG-Reporters. Dort arbeiten Spieler/Leser gemeinsam an Lösungen und helfen sich beim Rätsel knacken. Wie

„Wir sind dann zu den Koordinaten gefahren, zu denen wir auf keinen Fall hinfahren sollten“ – meint Michael Sauer im Gespräch. Michael Sauer hat das Spiel rund ums Deathbook von Anfang an mitverfolgt. Er ist bei vielen ARGs aktiv dabei gewesen und kennt sich daher ziemlich gut aus – und kann auch zwischen den Zeilen lesen. in diesem Fall war es gewollt, dass die Spieler zu den genannten Koordinaten feiern und auf eigene Faust weiter ermitteln. Im Laufe eines ARGs kann es aber auch Momente geben, in denen die Kommunikation zwischen Spielern und Puppetmastern (den Spielleitern im Hintergrund) nicht so reibungslos funktioniert, dann heißt es improvisieren.

Bislang ein Manko (oder auch das große Plus?) bei ARGs und auch beim Deathbook etwas schade: es ist eine einmalige Experience, die sich nur schwer wiederholen lässt. Beim Deathbook mit seinem spekulativen Ende erhofften sich viele Spieler, dass es (mit neuem Mörder) weitergeht – vor allem als auf Facebook ein neues Abenteuer zu starten schien. Bislang wartet die Community noch …

 

*Der ARG(Alternate Reality Games) Reporter ist eine Webseite, die über transmediale Storytelling-Projekte, Alternate Reality Games und Experiences berichtet. Sie existiert seit :