Welches digitale Format ist das richtige für mein Buch? Wer liest enhanced eBooks? Und sind Apps nicht viel zu teuer, um für einzelne Bücher entwickelt zu werden? Die Digitalisierung von Büchern besteht heutzutage meist aus der Abbildung des Texts als möglichst gut lesbarem eBook – einem elektronischen Buch, wenn man so möchte. Was technisch alles möglich wäre, welche Entwicklungen es gibt und was auch wirklich Spaß macht, schaue ich mir in der Rubrik „Buchapps“ an. Am 16.04. geht es mit der App „Wagnerwahn“ der Gebrüder Beetz weiter.

Ein lebendiges Geschichtenbuch verspricht einem Cornelia Funkes „Mirrorworld“-App, die sie mit Guillermo del Toros und Matthew Cullens Mirada Studios 2013 umgesetzt hat. „Mirrorworld“ ist eine iPad-App zu ihrem „Spiegelwelt“-Universum, das die Bände „Reckless (Steinernes Fleisch)“ (2010, Cecilie Dressler Verlag Hamburg) und „Fearless (Lebendige Schatten)“ (2012, Cecilie Dressler Verlag Hamburg) umfasst. 2013 schrieb Funke Band 3 mit dem Arbeitstitel „The Golden Yarn“ (vgl. Publishers Weekly)

Die Buchserie „Mirrorworld“

Die Welt dreht sich um Jacob Reckless (Sorglos), der im Zimmer seines verschwundenen Vaters einen Spiegel entdeckt, durch den er die Spiegelwelt betritt und seinen kleineren Bruder Will (die Grimms lassen grüßen) oft alleinlässt. In der Spiegelwelt lernt Jacob bei Chanute das Handwerk des Schatzjägers – die Kaiserin oder Fürsten beauftragen sie, magische Gegenstände, von denen viele aus Grimms Märchen bekannt sind, zu finden oder auch von Monstern und Hexen zu stehlen. Eine magische Welt, die Spiegelwelt, doch sie befindet sich im Krieg gegen die Goyl. Die Goyl sind Wesen aus Stein, die unterstützt von der schwarzen Fee nun auch Menschen infizieren können. Wer verwundet wird, wird selbst zum Goyl. Ausgerechnet als Will Jacob in die Spiegelwelt folgt, geraten sie in einen Hinterhalt und Will wird verletzt. Im ersten Buch erzählt Cornelia Funke, wie Jacob, Fuchs und Clara versuchen, Will davor zu retten, zum Goyl zu werden. Im zweiten Buch muss Jacob dann ein Mittel für sein eigenes Leben finden.

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Die App Mirrorworld

In der App betritt man die „Mirrorworld“ durch einen Spiegel. Nur wenn man die Hand auflegt – sich selbst also nicht im Spiegel sieht – öffnet sich die App und man landet in der „Ogers Tavern“. In der Taverne verstecken sich Geschichten zum lesen oder zum ansehen und anhören (Cornelia Funke spricht selbst), sowie Notizen des Schatzjägers, Rezepte zur Kinderzubereitung oder eine Anleitung zum Schwertkampf. Unter anderem erfährt man hier auch mehr über das Verhältnis von Chanute und Jacob, die gemeinsam einem einäugigen Oger seinen magischen Gürtel abjagen wollten.

In partnership with Funke, the Mirada team concepted, designed, produced, filmed, and programmed all aspects of the app—marrying classic narrative tradition with pioneering technology—to take audiences through the ethereal dreamscapes of immortal fairies, to the incredible stone memories of the Man-Goyl, into the beautiful heart of darkness in the Tailor’s illustrated fabric narrative. Each facet of the experience expands the world, illuminates back-story, and foreshadows future developments.

Interaktivität heißt bei der App, dass man die Taverne als zentralen Ort der App selbst erkunden kann, wirkliche Spielmechanismen oder auch ein interagieren mit Charakteren gibt es bei Mirrorworld nicht.

Apps statt Verfilmungen? Wie kam es zu der Zusammenarbeit

Cornelia Funke hatte Matthew Cullen, Mitgründer und CCO von Mirada Studios in Los Angeles kennengelernt und die App selbst finanziert:

„Die Mirada-Magier haben meine Geschichten zum Leben erweckt“, schwärmt Cornelia. „Das erste Mal könnt ihr jetzt die Geschichten sehen, wie ich sie mir selbst in meinem Kopf vorstelle. Und schön daran ist, dass für die MirrorWorld ganz moderne Technologie genau so wie traditionelles Handwerk genutzt wird, um Geschichten zu erzählen.“ (Cornelia Funke Seite)

Beim Reeperbahnfestival 2013 stellte Funke die App in Deutschland vor, verriet, dass sie finanziell kein Erfolg sei, dass sie aber so angetan von der Zusammenarbeit und den technisch-erzählerischen Möglichkeiten ist, dass sie in Zukunft keine weiteren Verfilmungen ihrer Werke plane. (vgl. Stefan Westphal)

Mirrorworld App - One for the Other Mirrorworld App - Klimt

Eine transmediale Storywelt, aber …

Tatsächlich ist Mirrorworld eine wundervoll umgesetzte und wunderschöne App, die Lust auf die Welt hinter dem Spiegel macht. Die App ist dabei tatsächlich eine transmediale Erweiterung der Buchreihe, da Cornelia Funke neue Geschichten für sie schrieb, die die Bücher ergänzen bzw. Hintergründe zu und Ausblicke auf Ereignisse liefern. Allerdings fehlt mir die Möglichkeit des Spiels. Interaktivität beschränkt sich auf die Auswahl von Kapitel oder Gegenstand, ich kann nicht in der Welt verschwinden, indem ich selbst zum Protagonisten werde und eigene Abenteuer erlebe. Die App erzählt mir mehr, als dass sie mich eintauchen lässt. Aber: das dritte Buch der Reihe erscheint ja hoffentlich bald und wer weiß, ob es dann nicht noch eine Erweiterung der Mirrorworld App gibt.

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