Nur ein schneller Re:blog vor dem Schlafengehen: wer heute immer noch nur damit argumentiert, dass die Haptik von (gedruckten) Büchern sie noch lange vor dem Aussterben bewahren wird, der hat sich einfach noch nicht genug kreative Gedanken gemacht, was alles möglich ist. Visual Editions (die auch schon das wunderschöne Tree of Codes von Jonathan Safran Foer veröffentlicht haben) machen es vor:
So sieht das Buch „Composition No. 1“ von Marc Saporta als Buch aus.
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Es ist nicht gebunden, und soll auch nicht in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden. Als iPad App sieht das Ganze dann so aus:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=ZcYHQ25IkfI?wmode=transparent]
Visual Editions‘ solution for translating that nonlinear experience to an iPad app is simple, ingenious, and appropriately puckish: the hundreds of digital „pages“ of Composition No.1 flash onscreen so fast you can’t possibly read them until you touch the screen with your finger to „pause“ the frenetic shuffling. As soon as you lift that finger, the pages start flashing by in a random blur again. You want „engagement“ from your readers, publishers? Well, this is certainly one way to get it: Composition No.1 literally forces you to pay attention to every page, mentally and physically (fastcodesign)
P.S.: Stephen Frys letztes Buch setzte übrigens auch schon auf den Shuffle-Effekt…
„ist das kunst oder kann das weg?“ 😉 nee, im ernst: hübsch gemacht. aber wie soll das mit dem zufallsprinzip beim lesen funktionieren? im video konnte ich das nicht so nachvollziehen. nur erahnen…
Hatte das so verstanden, dass die Seiten ganz schnell durchswitchen, ohne dass man erkennen kann, wo man durch Antippen gerade anhält – es bleibt einem also nichts anderes übrig, als kreuz und quer zu lesen.
Mit ein wenig Verspätung: Halte Saportas Buch gerade in den Händen – es ist ein Gesamtkunstwerk. Erinnert mich an B. S. Johnsons „The Unfortunates“ (1960er Jahre), das ebenfalls auf das Prinzip „Zufall“ setzt und – bis auf die einzelnen zusammengehefteten Kapitel – ungebunden ist. Inzwischen gibt es aber auch einen deutschsprachigen Schriftsteller, der dieses Prinzip verfolgt und dabei gleich ins Epische getrieben hat: 853 Seiten ungebundene Literatur. Habe den Roman vor einigen Tagen digital angelesen. Er heißt „xo“ und stammt von einem gewissen Francis Nenik. Und das Beste: Neniks Roman erscheint laut den Angaben auf der Webseite zwar erst MItte Januar 2012, aber er ist bereits als eBook online – und zwar komplett kostenlos.http://www.the-quandary-novelists.com/xo/das-buch-kapitelweise-durcheinanderl…Eine iPad Version gibt es offenbar noch nicht, aber vielleicht wird das ja noch. Trotzdem glaube ich, dass das gute alte Buch, gerade wenn es solche Wege geht, mit dem eBook absolut konkurrieren kann. Hier werden im Grunde die Möglichkeiten digitaler Ästhetik (Hypertext, Vernetzung etc.) (zurück) ins Analoge transformiert.Wenn jemand noch von anderen Büchern in diesem Zusammenhang weiß – bin immer an neuer Literatur interessiert 😉